Die Eingaben gegen das herrschende Wetter stapeln sich inzwischen zu einem Berg, dreimal so hoch wie der Mount Everest. Hin und wieder zieht Gott unten ein Blatt heraus, dreht daraus einen Fidibus, zündet sich damit einen Joint an und lächelt vergnügt.
Dienstag, 7. Juni 2022
Lücke
Dieses Gedicht / erinnert an einen großen Moment in meinem Leben / den ich aber vergessen habe.
Sonntag, 5. Juni 2022
Pfingsten
Der Plan, wieder einen Pfingstochsen durchs Dorf zu führen, ist gescheitert. Keiner der Burschen wollte sich freiwillig kastrieren lassen.
Sonntag, 24. April 2022
Kino
Sandkrug
Bis Anfang der 60er Jahre gab es im Saal des Sandkrugs in Estorf noch einmal in der Woche Kino, mittwoch oder samstags, ich erinnere mich nicht mehr genau. Der erste Film, den ich dort gesehen habe, war aber eine Dokumentation über die deutsche Springreiterei, kurz nach den Olympischen Spielen 1960 an einem Nachmittag von Fritz Thiedemann, Gold mit der Mannschaft, persönlich präsentiert, der erste Spielfilm meines Lebens, der einzige bei Meyers Karl auf dem Saal, war »Unternehmen Petticoat« mit Cary Grant und Tony Curtis.
Schauburg
Wenn mein Vater gute Laune hatte, war Anfang der 1960er der Sonntag ein Kinotag, dann fuhr er meinen Bruder und mich mit seinem Moped, NSU-Weltmeister, rot, die sechs Kilometer von Leeseringen bis zur Schauburg in Nienburg, erst meinen Bruder auf dem Sozius ein Stück, während ich zu Fuß gehen mußte, dann setzte er ihn ab und er mußte gehen, wendete, holte mich, setzte mich wieder ab, wenn wir meinen Bruder erreicht hatten, immer vier, fünf Etappen, bis wir die Schauburg erreicht hatten. Mein Bruder und ich gingen in die Nachmittagsvorstellung, Hollywood-Western und Abenteuerfilme, an »Taras Bulba« erinnere ich mich noch genau, weil neben mir ein fies grinsender Jugendlicher saß, eklige Frisur, Nackenglatze, das Haupthaar hing strähnig darüber wie bei Riff Raff, nur kürzer, aber auch an »Ben Hur« wegen einiger Szenen, die mich bis heute beeindrucken, mein Vater fuhr dann sofort zurück in eine ungestörte Elternzeit, und holte uns auch wieder ab.
1967 und 1968 verstaubte die Weltmeister im auch nicht mehr genutzten Schweinekoben, die Hollywoodschinken interessierten mich weniger, Hans-Georg Moré hatte die Schauburg gepachtet und die Gaststätte im Gebäude in eine Diskothek verwandelt, meine Sonntagnachmittage verbrachte ich jetzt dort, der Samstagabend war anderen Orten vorbehalten, Schlaghosen mit Umschlag in Fischgrät, mein Tanz wurde zur Balz, wenn ich mich hintüber beugte, konnte ich meine Schultern wenige Zentimeter über dem Boden schweben lassen und meinen gefürchteten 30-Sekunden-Schrei - handgestoppt - ausstoßen, als mir dann jemand dabei einen Packen Bierdeckel in den Mund stopfte, um mich zum Schweigen zu bringen, ließ ich es doch lieber wieder.
Diskjockey war Günter Messe, bekannt geworden durch einen mißlungen Versuch, am zweiten Tag abgebrochen, für das Guinness-Buch den Weltrekord im Plattenauflegen zu brechen, seine Karriere war dahin, später sah ich ihn dann noch einmal, im AKI im Hauptbahnhof Hannover an der Kasse, wie ein abgelebter ausgebleichter Zuhälter mit seiner Blondmähne. Manchmal traten auch ausrangierte Hitparaden-Bands auf, die Equals vor gezählten fünf Zuschauern, im Kino konnte man rauchen und trinken, »Die linke und die rechte Hand des Teufels« und »Spiel mir das Lied vom Tod« in Kneipenatmosphäre.
Die Diskothek lief nicht mehr so recht, der gelernte Koch Moré verwandelte sie 1971 in das erste China-Restaurant der Stadt, Ente süß-sauer und Chop Suey wurden auch während der Vorstellungen im Kino serviert, nichts für mich, diese Kombination, sie brachte wohl auch nicht den gewünschten geschäftlichen Erfolg, denn nach der Spätvorstellung eilte Hans-Georg Moré mit seiner Frau in die Bodega-Bar, um dort als »Karin & Georg« eine Sex-Live-Show abzuliefern. 1974 gelangte das Grundstück in den Besitz der Stadt, die es an das Deutsche Rote Kreuz verschenkte, damit dort ein Altenheim gebaut wurde. Moré sammelte mehr als 7000 Unterschriften für den Erhalt dieser Kulturstätte, die 150 Jahre als Theater und Kino gedient hatte, vergeblich, am 1. Februar 1977 wurde das Gebäude abgerissen.
Lichtspiele
Die Lichtspiele in der Langen Straße 55, zwischen der Spielwarenhandlung Twele und dem Kaufhaus Jensen, wenn ich mich recht entsinne, waren das älteste Kino Nienburgs und bestanden von 1912 bis 1968. Antonionis »Die drei Gesichter einer Frau« mit der Ex-Kaiserin Soraya als Hauptdarstellerin, Teshigaharas »Die Frau in den Dünen« und Jess Francos »Nachts, wenn Dracula erwacht« mit Christopher Lee als Dracula und Klaus Kinski als Renfield habe ich dort gesehen, als im letzteren Film kurz vor Schluß Harker und Morris die drei weiblichen Vampire pfählen, erschien mir das so lächerlich, daß ich laut loslachte, das gesamte Kino, 200 Plätze, nur zu einem Drittel besetzt in der Nachmittagsvorstellung, lachte mit, der Grusel war aufgehoben.
Film-Eck
Nienburgs größtes Kino, jetzt ein »Kino-Center« mit drei Kinos, Karl-May-Filme, James Bond, später in den 1980ern dann jedes Jahr im Sommer »Blues Brothers« in einer Spätvorstellung in Kino 3, in diesem Kino 3 lief auch der einzige Film, aus dem ich wieder rausgelaufen bin, Tinto Brass' Caligula, Peter Etzold als Althistoriker hatte mich hineingelockt, aber nach ungefähr einer Viertelstunde, die Sex-Szene mit dem Hengst, kamen wir überein, uns diesen »ahistorischen Kolportage-Scheiß« nicht länger anzutun.
Noli (Nordertor-Lichtspiele)
Das jüngste und kurzlebigste Kino in Nienburg: ein halbwegs spannender und lustiger Fuzzy-Film an einem Sonntagnachmittag, »Zur Sache, Schätzchen«, »Nicht fummeln, Liebling« und, zweimal, weil so beeindruckend, Polanskis »Rosemaries Baby«, den Roman von Ira Levin gleich hinterher.
Birke (Minden)
In der Zeit in der Jägerkaserne in Bückeburg sind wir manchmal nach Minden ins Kino gefahren. H. W. Geißendörfers Jonathan in der Birke war eines meiner beeindruckendsten Kinoerlebnisse, vor allem die Kamera, Bilder, die umhauen, elfengleiche böse Wesen umtanzen eine an einen Baum gefesselte Frau und schlagen sie aus der Bewegung heraus sonderbar elegant mit kurzen Stricken (?), bei der Schlußszene am Meer erhoben wir uns aus den Sitzen und genossen die Bilder im Stehen.
Einmal wollten wir auch in das andere Kino in der Fußgängerzone, »Flucht in Ketten«, doch wir schafften es nicht pünktlich, außer uns hatte niemand den Weg in diesen Klassiker gefunden, sie wollten schon zusperren, verkauften uns aber noch vier Karten, warfen den Projektor wieder an und zeigten uns nur den Hauptfilm.
Apollo (Hannover-Linden)
Donnerstag, 1. Februar 1973, in der Halle 52 bei Telefunken in Empelde, jemand hatte eine Hannoversche Allgemeine mitgebracht und ich griff mir in der Frühstückspause die Seiten mit den Kinoanzeigen. Zu meiner Verblüffung zeigte das Apollo in Linden zur Abwechslung keinen Sexfilm, sondern Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«. Da mußte ich rein. Was ich erst später erfuhr: Mit diesem Tag hatte Henk ter Horst, der Besitzer des Apollo, die Programmgestaltung in Hände des Studenten und Filmliebhabers Achim Flebbe gelegt und der verwandelte das Apollo in eines der ersten Programmkinos Deutschlands.
Ich sollte noch oft hingehen, erinnere mich aber kaum noch an einzelne Filme, an einen aber umso besser, an Polanskis »Macbeth«, eine absurde Vorstellung, der Vorführer war betrunken und zeigte die Rollen in falscher Reihenfolge, Heiterkeit und fröhlicher Applaus, das Publikum wurde in die Kneipe nach nebenan geschickt, nach einer halben Stunde ging es mit einem neuen Vorführer weiter, weiter Gejohle und Pfiffe, kaum jemand konnte den Film mehr als Tragödie anschauen, ich bis heute nicht.
Filme außerhalb des Sex- und Klamaukschrotts konnte man in meiner hannoverschen Zeit (1973 - 1974) noch im Kino im Anzeiger-Hochhaus (man mußte mit dem Fahrstuhl mehrere Stockwerke hoch) sehen. Luis Buñuels »Der diskrete Charme der Bourgeoisie«, Bertoluccis »Der letzte Tango in Paris«, Ferreris »Das große Fressen«, Louis Malles »Herzflimmern« (da saßen der niedersächsische Kultusminister Peter von Oertzen und seine Frau direkt hinter mir).
Manchmal hatte ich in dieser hannoverschen Zeit so große Lust auf Kino, daß ich einen Tag Urlaub nahm oder mich krank meldete, um an diesem Tag so viele Filme wie irgend möglich zu sehen, mein Rekord waren fünf Filme hintereinander, angefangen mit einer Vormittagsvorstellung in einem Kino am Steintor, »Sie nannten ihn Plattfuß« mit Bud Spencer, abgeschlossen mit der Spätvorstellung im Gloria-Center in der Georgstraße 52, Peter Bogdanovichs »Die letzte Vorstellung«, sehr passend und bis heute einer meiner Lieblingsfilme.
AKI Frankfurt
Eines der aufregendsten Wochenenden meines Lebens. Als popeliger Schülerzeitungsredakteur unterwegs zu einem Juso-Journalistenkongreß in Frankfurt mit lauter Profis, vorher aber Kurzbesuch beim Schriftsteller Hans Frick, vermittelt durch Bettina George, bei der ich damals Schultheater spielte, als Lektüre mitgegeben einen Vorabdruck seines neiuen Romans »Henri«, so etwas deftig Direktes hatte ich noch nicht gelesen, Durchstechen der Hoden mit einer heißen Stricknadel zwecks allerletzten Lustgewinns, auf dem Kongreß, man müsse »vorsichtig« agieren, beschlossen wurde die »kalte Enteignung« der Verlegerkapitalisten durch die Hintertür, ein Rhetorikfurz, wußte ich aber damals noch nicht, fühlte mich nur großartig in dieser Gesellschaft, besonders, als mich Norbert Gansel und Karsten Voigt, stellvertrender und Bundesvorsitzender, in dessen Daimler zum Bahnhof kutschierten.
Jedenfalls hatte deshalb ich noch viel Zeit, bis mein Zug fuhr, im AKI am Bahnhof lief Polanskis »Tanz der Vampire«, ich ging hinein, die Szene, in der Ferdy Mayne als Graf von Krolock auf dem steinern Balkon nur ganz kurz die Vampirzähne fletscht und sich dann wieder im Griff hat, gefiel mir so gut, daß ich für weitere zwei Vorstellungen sitzen blieb und in dieser Zeit drei Züge verpaßte: nur für diese ein Szene.
Bis Anfang der 60er Jahre gab es im Saal des Sandkrugs in Estorf noch einmal in der Woche Kino, mittwoch oder samstags, ich erinnere mich nicht mehr genau. Der erste Film, den ich dort gesehen habe, war aber eine Dokumentation über die deutsche Springreiterei, kurz nach den Olympischen Spielen 1960 an einem Nachmittag von Fritz Thiedemann, Gold mit der Mannschaft, persönlich präsentiert, der erste Spielfilm meines Lebens, der einzige bei Meyers Karl auf dem Saal, war »Unternehmen Petticoat« mit Cary Grant und Tony Curtis.
Schauburg
Wenn mein Vater gute Laune hatte, war Anfang der 1960er der Sonntag ein Kinotag, dann fuhr er meinen Bruder und mich mit seinem Moped, NSU-Weltmeister, rot, die sechs Kilometer von Leeseringen bis zur Schauburg in Nienburg, erst meinen Bruder auf dem Sozius ein Stück, während ich zu Fuß gehen mußte, dann setzte er ihn ab und er mußte gehen, wendete, holte mich, setzte mich wieder ab, wenn wir meinen Bruder erreicht hatten, immer vier, fünf Etappen, bis wir die Schauburg erreicht hatten. Mein Bruder und ich gingen in die Nachmittagsvorstellung, Hollywood-Western und Abenteuerfilme, an »Taras Bulba« erinnere ich mich noch genau, weil neben mir ein fies grinsender Jugendlicher saß, eklige Frisur, Nackenglatze, das Haupthaar hing strähnig darüber wie bei Riff Raff, nur kürzer, aber auch an »Ben Hur« wegen einiger Szenen, die mich bis heute beeindrucken, mein Vater fuhr dann sofort zurück in eine ungestörte Elternzeit, und holte uns auch wieder ab.
1967 und 1968 verstaubte die Weltmeister im auch nicht mehr genutzten Schweinekoben, die Hollywoodschinken interessierten mich weniger, Hans-Georg Moré hatte die Schauburg gepachtet und die Gaststätte im Gebäude in eine Diskothek verwandelt, meine Sonntagnachmittage verbrachte ich jetzt dort, der Samstagabend war anderen Orten vorbehalten, Schlaghosen mit Umschlag in Fischgrät, mein Tanz wurde zur Balz, wenn ich mich hintüber beugte, konnte ich meine Schultern wenige Zentimeter über dem Boden schweben lassen und meinen gefürchteten 30-Sekunden-Schrei - handgestoppt - ausstoßen, als mir dann jemand dabei einen Packen Bierdeckel in den Mund stopfte, um mich zum Schweigen zu bringen, ließ ich es doch lieber wieder.
Diskjockey war Günter Messe, bekannt geworden durch einen mißlungen Versuch, am zweiten Tag abgebrochen, für das Guinness-Buch den Weltrekord im Plattenauflegen zu brechen, seine Karriere war dahin, später sah ich ihn dann noch einmal, im AKI im Hauptbahnhof Hannover an der Kasse, wie ein abgelebter ausgebleichter Zuhälter mit seiner Blondmähne. Manchmal traten auch ausrangierte Hitparaden-Bands auf, die Equals vor gezählten fünf Zuschauern, im Kino konnte man rauchen und trinken, »Die linke und die rechte Hand des Teufels« und »Spiel mir das Lied vom Tod« in Kneipenatmosphäre.
Die Diskothek lief nicht mehr so recht, der gelernte Koch Moré verwandelte sie 1971 in das erste China-Restaurant der Stadt, Ente süß-sauer und Chop Suey wurden auch während der Vorstellungen im Kino serviert, nichts für mich, diese Kombination, sie brachte wohl auch nicht den gewünschten geschäftlichen Erfolg, denn nach der Spätvorstellung eilte Hans-Georg Moré mit seiner Frau in die Bodega-Bar, um dort als »Karin & Georg« eine Sex-Live-Show abzuliefern. 1974 gelangte das Grundstück in den Besitz der Stadt, die es an das Deutsche Rote Kreuz verschenkte, damit dort ein Altenheim gebaut wurde. Moré sammelte mehr als 7000 Unterschriften für den Erhalt dieser Kulturstätte, die 150 Jahre als Theater und Kino gedient hatte, vergeblich, am 1. Februar 1977 wurde das Gebäude abgerissen.
Lichtspiele
Die Lichtspiele in der Langen Straße 55, zwischen der Spielwarenhandlung Twele und dem Kaufhaus Jensen, wenn ich mich recht entsinne, waren das älteste Kino Nienburgs und bestanden von 1912 bis 1968. Antonionis »Die drei Gesichter einer Frau« mit der Ex-Kaiserin Soraya als Hauptdarstellerin, Teshigaharas »Die Frau in den Dünen« und Jess Francos »Nachts, wenn Dracula erwacht« mit Christopher Lee als Dracula und Klaus Kinski als Renfield habe ich dort gesehen, als im letzteren Film kurz vor Schluß Harker und Morris die drei weiblichen Vampire pfählen, erschien mir das so lächerlich, daß ich laut loslachte, das gesamte Kino, 200 Plätze, nur zu einem Drittel besetzt in der Nachmittagsvorstellung, lachte mit, der Grusel war aufgehoben.
Film-Eck
Nienburgs größtes Kino, jetzt ein »Kino-Center« mit drei Kinos, Karl-May-Filme, James Bond, später in den 1980ern dann jedes Jahr im Sommer »Blues Brothers« in einer Spätvorstellung in Kino 3, in diesem Kino 3 lief auch der einzige Film, aus dem ich wieder rausgelaufen bin, Tinto Brass' Caligula, Peter Etzold als Althistoriker hatte mich hineingelockt, aber nach ungefähr einer Viertelstunde, die Sex-Szene mit dem Hengst, kamen wir überein, uns diesen »ahistorischen Kolportage-Scheiß« nicht länger anzutun.
Noli (Nordertor-Lichtspiele)
Das jüngste und kurzlebigste Kino in Nienburg: ein halbwegs spannender und lustiger Fuzzy-Film an einem Sonntagnachmittag, »Zur Sache, Schätzchen«, »Nicht fummeln, Liebling« und, zweimal, weil so beeindruckend, Polanskis »Rosemaries Baby«, den Roman von Ira Levin gleich hinterher.
Birke (Minden)
In der Zeit in der Jägerkaserne in Bückeburg sind wir manchmal nach Minden ins Kino gefahren. H. W. Geißendörfers Jonathan in der Birke war eines meiner beeindruckendsten Kinoerlebnisse, vor allem die Kamera, Bilder, die umhauen, elfengleiche böse Wesen umtanzen eine an einen Baum gefesselte Frau und schlagen sie aus der Bewegung heraus sonderbar elegant mit kurzen Stricken (?), bei der Schlußszene am Meer erhoben wir uns aus den Sitzen und genossen die Bilder im Stehen.
Einmal wollten wir auch in das andere Kino in der Fußgängerzone, »Flucht in Ketten«, doch wir schafften es nicht pünktlich, außer uns hatte niemand den Weg in diesen Klassiker gefunden, sie wollten schon zusperren, verkauften uns aber noch vier Karten, warfen den Projektor wieder an und zeigten uns nur den Hauptfilm.
Apollo (Hannover-Linden)
Donnerstag, 1. Februar 1973, in der Halle 52 bei Telefunken in Empelde, jemand hatte eine Hannoversche Allgemeine mitgebracht und ich griff mir in der Frühstückspause die Seiten mit den Kinoanzeigen. Zu meiner Verblüffung zeigte das Apollo in Linden zur Abwechslung keinen Sexfilm, sondern Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«. Da mußte ich rein. Was ich erst später erfuhr: Mit diesem Tag hatte Henk ter Horst, der Besitzer des Apollo, die Programmgestaltung in Hände des Studenten und Filmliebhabers Achim Flebbe gelegt und der verwandelte das Apollo in eines der ersten Programmkinos Deutschlands.
Ich sollte noch oft hingehen, erinnere mich aber kaum noch an einzelne Filme, an einen aber umso besser, an Polanskis »Macbeth«, eine absurde Vorstellung, der Vorführer war betrunken und zeigte die Rollen in falscher Reihenfolge, Heiterkeit und fröhlicher Applaus, das Publikum wurde in die Kneipe nach nebenan geschickt, nach einer halben Stunde ging es mit einem neuen Vorführer weiter, weiter Gejohle und Pfiffe, kaum jemand konnte den Film mehr als Tragödie anschauen, ich bis heute nicht.
Filme außerhalb des Sex- und Klamaukschrotts konnte man in meiner hannoverschen Zeit (1973 - 1974) noch im Kino im Anzeiger-Hochhaus (man mußte mit dem Fahrstuhl mehrere Stockwerke hoch) sehen. Luis Buñuels »Der diskrete Charme der Bourgeoisie«, Bertoluccis »Der letzte Tango in Paris«, Ferreris »Das große Fressen«, Louis Malles »Herzflimmern« (da saßen der niedersächsische Kultusminister Peter von Oertzen und seine Frau direkt hinter mir).
Manchmal hatte ich in dieser hannoverschen Zeit so große Lust auf Kino, daß ich einen Tag Urlaub nahm oder mich krank meldete, um an diesem Tag so viele Filme wie irgend möglich zu sehen, mein Rekord waren fünf Filme hintereinander, angefangen mit einer Vormittagsvorstellung in einem Kino am Steintor, »Sie nannten ihn Plattfuß« mit Bud Spencer, abgeschlossen mit der Spätvorstellung im Gloria-Center in der Georgstraße 52, Peter Bogdanovichs »Die letzte Vorstellung«, sehr passend und bis heute einer meiner Lieblingsfilme.
AKI Frankfurt
Eines der aufregendsten Wochenenden meines Lebens. Als popeliger Schülerzeitungsredakteur unterwegs zu einem Juso-Journalistenkongreß in Frankfurt mit lauter Profis, vorher aber Kurzbesuch beim Schriftsteller Hans Frick, vermittelt durch Bettina George, bei der ich damals Schultheater spielte, als Lektüre mitgegeben einen Vorabdruck seines neiuen Romans »Henri«, so etwas deftig Direktes hatte ich noch nicht gelesen, Durchstechen der Hoden mit einer heißen Stricknadel zwecks allerletzten Lustgewinns, auf dem Kongreß, man müsse »vorsichtig« agieren, beschlossen wurde die »kalte Enteignung« der Verlegerkapitalisten durch die Hintertür, ein Rhetorikfurz, wußte ich aber damals noch nicht, fühlte mich nur großartig in dieser Gesellschaft, besonders, als mich Norbert Gansel und Karsten Voigt, stellvertrender und Bundesvorsitzender, in dessen Daimler zum Bahnhof kutschierten.
Jedenfalls hatte deshalb ich noch viel Zeit, bis mein Zug fuhr, im AKI am Bahnhof lief Polanskis »Tanz der Vampire«, ich ging hinein, die Szene, in der Ferdy Mayne als Graf von Krolock auf dem steinern Balkon nur ganz kurz die Vampirzähne fletscht und sich dann wieder im Griff hat, gefiel mir so gut, daß ich für weitere zwei Vorstellungen sitzen blieb und in dieser Zeit drei Züge verpaßte: nur für diese ein Szene.
Montag, 3. Januar 2022
Heimat
Gedicht über das Heimatgefühl, das sich einstellt, wenn man in die warme wohlbekannte Scheiße gegriffen und sich diese Empfindung dem Rückenmark mitgeteilt hat.
Sonntag, 12. Dezember 2021
REVOLUTION!
Heute, Sonntag, 12. Dezember 2021, 20:00 Uhr ist es endlich soweit: REVOLUTION! (bitte pünktlich, Karten an der Abendkasse, Verzehr mitgebrachter Speisen nicht erlaubt)
pech gehabt
dieses gedicht
zuckt
noch
und wird nicht
in den kanon aufgenommen
pech gehabt
zuckt
noch
und wird nicht
in den kanon aufgenommen
pech gehabt
Geschrieben von Peter 'Scharfrichter' Walther
um
19:22
dünnpfiff
wörter, sätze
wie erbrochenes
dünnpfiff
durchzieht die zeilen
gestank
wie erbrochenes
dünnpfiff
durchzieht die zeilen
gestank
Geschrieben von Peter 'Scharfrichter' Walther
um
19:20
Mittwoch, 5. Mai 2021
5. Mai 1818
/ Deutsche Rapper rappen das Kapital / alle drei Bände / Wort für Wort / welche Qual //
»Das Schwierigste waren die Fußnoten.«
/ Jeden Absatz einen Eierlikör / jedes Kapitel eine Linie //
»Sonst hältste das im Kopp nicht aus.«
»Das Schwierigste waren die Fußnoten.«
/ Jeden Absatz einen Eierlikör / jedes Kapitel eine Linie //
»Sonst hältste das im Kopp nicht aus.«
Montag, 12. April 2021
Alltagsschnipsel # 101 - # 110
31. März 1974, 19 Uhr, Wunstorf: Gunnar S. (23) motzt gegen seine Clique, weil er beim Chinesen keine Currywurst kriegt: »Steckt euch euer Süß-Sauer sonst wo hin. Ostern ist für mich gelaufen.«
1. April 1974, 9 Uhr, Altwarmbüchen: Frühstückspause. Stefan T. (30) plaudert aus dem Nähkästchen: »War mal mit ner Spanierin verheiratet; immer so spät Abendessen, danach noch Bett, zu anstrengend; jetzt hab ich ne Freundin in der DDR, einmal im Jahr im Urlaub hin, das reicht.«
2. April 1980, 20:05 Uhr, Liebenau: »Und drin isser. Sag ich doch, Namen machen Tore. Wenn der Gerd nicht mehr dabei ist, tut sie der Hansi rein.« Detlef M. (42) öffnet die nächste Flasche Herforder, lehnt sich zurück und zündet seinen Stumpen wieder an.
3. April 1956, 8:55 Uhr, Leeseringen: Der Zwergschullehrer Berthold M. (58) zerschlägt seinen Rohrstock auf dem Rücken von Heiner B. (2. Klasse).
4. April 1998, 8:20 Uhr, Nienburg/Weser: Fart Man, ja, das wäre ein schönes Computerspiel, denkt Wolfram S. (34), als sich die anderen Gäste bei Paolo zu ihm umdrehen.
5. April 1978, 12:30 Uhr, Göttingen, Zentralmensa: Der Theologiestudent Lothar E. (25) hämmert wütend auf den Essensmarkenautomaten ein. Die Soziologiestudentin Almut G. (20) macht ihn auf das Schild aufmerksam: »Bei Störungen, den Kopf, nicht die Faust benutzen.« Das tut weh, hat jemand darüber gekritzelt.
6. April 1980, 18:30 Uhr, Neustadt am Rübenberge: »Kaffee ist Hetze und Kapitalismus, Tee dagegen innere Ruhe und Weisheit.« Arno S. (25) gießt den Flowery Orange Pekoe vorsichtig aus der Kanne in die irdenen Schälchen. »Das wußten schon Buddha, Jesus und Sun Bear, Alter.«
7. April 1973, 18:30 Uhr, Hannover-Herrenhausen: Während im Fernseher die Sportschau läuft und der Stammtisch die Niederlage von 96 diskutiert, unterhalten sich der dicke Wirt und der V-Mann, den hier alle nur Harry nennen, halblaut über Pferderouladen, meinen aber Schußwaffen.
8. April 1969, 10:35 Uhr, Nienburg, Albert-Schweitzer-Schule: Hier endet der demokratische Sektor der Bundesrepublik Deutschland. »Nehmt sofort das Schild da weg!« Hausmeister S. stürmt aus seiner Wohnung. »Oder ich sorge dafür, daß ihr hier nicht mehr rauchen dürft.«
9. April 1994, 23 Uhr, Kohlenweihe: Blaulicht im Rückspiegel. »Nicht schon wieder! Bestimmt zwei Promille.« Werner M. (48) gibt Gas, hält hinter der scharfen Rechtskurve an, springt aus dem Wagen, wirft den Schlüssel ins Gebüsch und ruft: »Hermann, Hermann, lauf doch nicht weg!«
1. April 1974, 9 Uhr, Altwarmbüchen: Frühstückspause. Stefan T. (30) plaudert aus dem Nähkästchen: »War mal mit ner Spanierin verheiratet; immer so spät Abendessen, danach noch Bett, zu anstrengend; jetzt hab ich ne Freundin in der DDR, einmal im Jahr im Urlaub hin, das reicht.«
2. April 1980, 20:05 Uhr, Liebenau: »Und drin isser. Sag ich doch, Namen machen Tore. Wenn der Gerd nicht mehr dabei ist, tut sie der Hansi rein.« Detlef M. (42) öffnet die nächste Flasche Herforder, lehnt sich zurück und zündet seinen Stumpen wieder an.
3. April 1956, 8:55 Uhr, Leeseringen: Der Zwergschullehrer Berthold M. (58) zerschlägt seinen Rohrstock auf dem Rücken von Heiner B. (2. Klasse).
4. April 1998, 8:20 Uhr, Nienburg/Weser: Fart Man, ja, das wäre ein schönes Computerspiel, denkt Wolfram S. (34), als sich die anderen Gäste bei Paolo zu ihm umdrehen.
5. April 1978, 12:30 Uhr, Göttingen, Zentralmensa: Der Theologiestudent Lothar E. (25) hämmert wütend auf den Essensmarkenautomaten ein. Die Soziologiestudentin Almut G. (20) macht ihn auf das Schild aufmerksam: »Bei Störungen, den Kopf, nicht die Faust benutzen.« Das tut weh, hat jemand darüber gekritzelt.
6. April 1980, 18:30 Uhr, Neustadt am Rübenberge: »Kaffee ist Hetze und Kapitalismus, Tee dagegen innere Ruhe und Weisheit.« Arno S. (25) gießt den Flowery Orange Pekoe vorsichtig aus der Kanne in die irdenen Schälchen. »Das wußten schon Buddha, Jesus und Sun Bear, Alter.«
7. April 1973, 18:30 Uhr, Hannover-Herrenhausen: Während im Fernseher die Sportschau läuft und der Stammtisch die Niederlage von 96 diskutiert, unterhalten sich der dicke Wirt und der V-Mann, den hier alle nur Harry nennen, halblaut über Pferderouladen, meinen aber Schußwaffen.
8. April 1969, 10:35 Uhr, Nienburg, Albert-Schweitzer-Schule: Hier endet der demokratische Sektor der Bundesrepublik Deutschland. »Nehmt sofort das Schild da weg!« Hausmeister S. stürmt aus seiner Wohnung. »Oder ich sorge dafür, daß ihr hier nicht mehr rauchen dürft.«
9. April 1994, 23 Uhr, Kohlenweihe: Blaulicht im Rückspiegel. »Nicht schon wieder! Bestimmt zwei Promille.« Werner M. (48) gibt Gas, hält hinter der scharfen Rechtskurve an, springt aus dem Wagen, wirft den Schlüssel ins Gebüsch und ruft: »Hermann, Hermann, lauf doch nicht weg!«
Freitag, 2. April 2021
Alltagsschnipsel # 91 - # 100
21. März 1986, 16:45 Uhr, Leeseringen: »Feierabend!« Ernst-August M. (56) behält die Arbeitsklamotten an. »Heute wird der Wald gefegt. Ist bald Ostern, da muß alles sauber sein.«
22. März 1974, 18 Uhr, Hannover: Dana M. (32) ist kurz davor, ihren Mann Ivo (35) zu ohrfeigen. Nur noch zwölf Mark in der Lohntüte. Wieder einmal hat er fast den ganzen Wochenlohn auf dem Autostrich in Altwarmbüchen durchgebracht.
23. März 1971, 9:30 Uhr, Flugplatz Achum: »Habe ich Sie erwischt!« Hauptmann N. (32) klopft an die Scheibe des Sanka. »Wo gibt's denn so was? Lesen im Dienst. Das wird Folgen haben.«
24. März 1970, 16 Uhr, Nienburg/Weser: »Wer im Frühling keine Braut hat, der verdient auch im Herbst keine Frau«, trällert der Lohnbuchhalter Helmuth S. (41) traurig vor sich hin, als er auf dem Wall am Mädchengymnasium vorbeispaziert.
25. März 1964, 17 Uhr, Schinna: »Junge, schlag dir die Flausen aus'm Kopp! Lern 'n anständigen Beruf.« Heinrich M. (33) zu seinem Sohn Holger (14): »Am besten Mörker; gebaut wird immer.«
26. März 1980. 12:30 Uhr, Leeseringen: Mittagspause: Das Schnitzel vom Schlemmerexpress schmeckt pappig; jemand hat »Die Harke« geklaut, die Kollegen teilen sich eine »Bild«; der Rücken schmerzt; der Führschein ist immer noch weg. Lothar W. (30) ist durch und durch unzufrieden.
27. März 1968, 15:30 Uhr, Nienburg: Die Studienrätin Frieda M.-J. (34) lädt den Gammler, der gerade am Springbrunnen vor dem Kaufhaus Fischer von einem Ex-Fremdenlegionär zusammengeschlagen worden ist, zu dessen Erstaunen für den nächsten Tag in ihren Religionsunterricht ein.
28. März 1970, 20:45 Uhr, Münchehagen: »Koks, Ätsch, Shit, Trips, was dein Herz begehrt, Alter.« Werner S. (22) versucht, draußen vor dem Eingang des Kanbach Geschäfte zu machen.
29. März 2002, 12:30 Uhr, Duderstadt: »Zeit fürs Mittagessen!« Erwin S. (78) wird es selbst mit dem Sofakissen als Unterlage am Fenster langsam unbequem.
30. März 1973, 20:15 Uhr, Sandkrug Estorf: Die Tenöre des Männergesangvereins Orpheus bestellen eine Runde rohe Eier.
22. März 1974, 18 Uhr, Hannover: Dana M. (32) ist kurz davor, ihren Mann Ivo (35) zu ohrfeigen. Nur noch zwölf Mark in der Lohntüte. Wieder einmal hat er fast den ganzen Wochenlohn auf dem Autostrich in Altwarmbüchen durchgebracht.
23. März 1971, 9:30 Uhr, Flugplatz Achum: »Habe ich Sie erwischt!« Hauptmann N. (32) klopft an die Scheibe des Sanka. »Wo gibt's denn so was? Lesen im Dienst. Das wird Folgen haben.«
24. März 1970, 16 Uhr, Nienburg/Weser: »Wer im Frühling keine Braut hat, der verdient auch im Herbst keine Frau«, trällert der Lohnbuchhalter Helmuth S. (41) traurig vor sich hin, als er auf dem Wall am Mädchengymnasium vorbeispaziert.
25. März 1964, 17 Uhr, Schinna: »Junge, schlag dir die Flausen aus'm Kopp! Lern 'n anständigen Beruf.« Heinrich M. (33) zu seinem Sohn Holger (14): »Am besten Mörker; gebaut wird immer.«
26. März 1980. 12:30 Uhr, Leeseringen: Mittagspause: Das Schnitzel vom Schlemmerexpress schmeckt pappig; jemand hat »Die Harke« geklaut, die Kollegen teilen sich eine »Bild«; der Rücken schmerzt; der Führschein ist immer noch weg. Lothar W. (30) ist durch und durch unzufrieden.
27. März 1968, 15:30 Uhr, Nienburg: Die Studienrätin Frieda M.-J. (34) lädt den Gammler, der gerade am Springbrunnen vor dem Kaufhaus Fischer von einem Ex-Fremdenlegionär zusammengeschlagen worden ist, zu dessen Erstaunen für den nächsten Tag in ihren Religionsunterricht ein.
28. März 1970, 20:45 Uhr, Münchehagen: »Koks, Ätsch, Shit, Trips, was dein Herz begehrt, Alter.« Werner S. (22) versucht, draußen vor dem Eingang des Kanbach Geschäfte zu machen.
29. März 2002, 12:30 Uhr, Duderstadt: »Zeit fürs Mittagessen!« Erwin S. (78) wird es selbst mit dem Sofakissen als Unterlage am Fenster langsam unbequem.
30. März 1973, 20:15 Uhr, Sandkrug Estorf: Die Tenöre des Männergesangvereins Orpheus bestellen eine Runde rohe Eier.
Sonntag, 21. März 2021
Alltagsschnipsel # 81 - # 90
11. März 1964, 17:40 Uhr, Warmsen: »Das kannst du mir nicht verbieten …« Schon wieder Bernd Spier im Radio. Gertrud T. (32) dreht mit Blick auf ihren Mann Gerhard (35) den Loewe Opta voll auf. Der zieht den Stecker.
12. März 1990, 15:30 Uhr, Schäferhof: Die Woche fängt ja gut an, grummelt Horst K. (46) vor sich hin, als er die Bundesstraße überquert, schon fünf Trabis, die unsere gute Luft verstänkern.
13. März 1964, 9:50 Uhr, Nienburg/Weser: Freitag, der 13., als hätte ich's geahnt. Studienassessor M. (27) läuft puterrot an; dritte Stunde, der Hosenstall wohl die ganze Zeit schon offen, und niemand hat was gesagt.
14. März 1971, 20:45 Uhr, Pennigsehl: Männer, denkt Karin T. (19), als sie eine Dreiviertelstunde vor dem Treffpunkt Linderkamp auf ihre Zufallsbekanntschaft vom Wochenende zuvor gewartet hat und nun allein hineingeht.
15. März 1996, 17:15 Uhr, Hallenbad Nienburg/Weser: Matthias S. (32) verirrt sich in die Frauenumkleide und findet nicht allein wieder heraus.
16. März 1972, 17:45 Uhr, Meinkingsburg: »Wenn eent rut is, mutt dat neegste all weer rin. Prost!« Schorse S. (33) begießt mit Arbeitskollegen die Geburt seines sechsten Kindes.
17. März 1975, 21:15 Uhr, Göttingen: »Wer Dieter nicht kennt, hat Göttingen verpennt.« Der BWL-Student Dieter B. (21) begrüßt das Publikum im Nörgelbuff.
18. März 1965, 9:45 Uhr, Nienbur/Weser: Eine Mark für ein Blatt aus einem FKK-Heft? Jürgen U. (15) findet das günstig und zahlt.
19. März 2001, 21:30 Uhr, Göttingen: »Komm, wir beide ziehen jetzt los und machen Scherbendemo. Wie in alten Zeiten.« Der Vorschlag von Ralf B. (43) trifft bei seinem Gegenüber (51) auf wenig Gegenliebe. »Laß uns lieber einen durchziehen. Das entspannt mehr.«
20. März 1974, 18 Uhr, Hannover: Dora W. (20) dreht sich peinlich berührt um und mag von den beiden Gestalten, die mit eingepflanzten Ripperzähnen feixend vor dem Fenster der Buchhandlung stehen, in der sie ausgebildet wird, nicht mehr abgeholt werden.
12. März 1990, 15:30 Uhr, Schäferhof: Die Woche fängt ja gut an, grummelt Horst K. (46) vor sich hin, als er die Bundesstraße überquert, schon fünf Trabis, die unsere gute Luft verstänkern.
13. März 1964, 9:50 Uhr, Nienburg/Weser: Freitag, der 13., als hätte ich's geahnt. Studienassessor M. (27) läuft puterrot an; dritte Stunde, der Hosenstall wohl die ganze Zeit schon offen, und niemand hat was gesagt.
14. März 1971, 20:45 Uhr, Pennigsehl: Männer, denkt Karin T. (19), als sie eine Dreiviertelstunde vor dem Treffpunkt Linderkamp auf ihre Zufallsbekanntschaft vom Wochenende zuvor gewartet hat und nun allein hineingeht.
15. März 1996, 17:15 Uhr, Hallenbad Nienburg/Weser: Matthias S. (32) verirrt sich in die Frauenumkleide und findet nicht allein wieder heraus.
16. März 1972, 17:45 Uhr, Meinkingsburg: »Wenn eent rut is, mutt dat neegste all weer rin. Prost!« Schorse S. (33) begießt mit Arbeitskollegen die Geburt seines sechsten Kindes.
17. März 1975, 21:15 Uhr, Göttingen: »Wer Dieter nicht kennt, hat Göttingen verpennt.« Der BWL-Student Dieter B. (21) begrüßt das Publikum im Nörgelbuff.
18. März 1965, 9:45 Uhr, Nienbur/Weser: Eine Mark für ein Blatt aus einem FKK-Heft? Jürgen U. (15) findet das günstig und zahlt.
19. März 2001, 21:30 Uhr, Göttingen: »Komm, wir beide ziehen jetzt los und machen Scherbendemo. Wie in alten Zeiten.« Der Vorschlag von Ralf B. (43) trifft bei seinem Gegenüber (51) auf wenig Gegenliebe. »Laß uns lieber einen durchziehen. Das entspannt mehr.«
20. März 1974, 18 Uhr, Hannover: Dora W. (20) dreht sich peinlich berührt um und mag von den beiden Gestalten, die mit eingepflanzten Ripperzähnen feixend vor dem Fenster der Buchhandlung stehen, in der sie ausgebildet wird, nicht mehr abgeholt werden.
Mittwoch, 17. März 2021
Verhaltensforschung
In Krisenzeiten ziehen die Graugänse gemeinsam los und kaufen Tirolerhüte, um ihren Wiedererkennungswert zu erhöhen. Bei Menschen, so Professor Lorenz, habe er ein solches Verhalten noch nicht beobachten können.
Mittwoch, 10. März 2021
Alltagsschnipsel # 71 - # 80
1. März 1961, 15:40 Uhr, Stöckse: Horst M. (19) und Heide B. (17) pflanzen an der Stelle, an der sie sich im Sommer zuvor zum ersten Mal geliebt haben, eine Buche: In 60 Jahren fällen wir die und haben genug Holz für unsere Särge.
2. März 1964, 12 Uhr, Dreye: Weil seine Brotdose leer ist und er vergessen hat, sein Sparschwein zu plündern, beendet Jürgen U. (14) seinen Ausreißversuch nach vier Stunden auf dem Fahrrad und macht sich reumütig auf den Rückweg.
3. März 1970, 13 Uhr, Nienburg: »Das Lied, das verbotene Lied«, bettelt die Sechserrunde am großen Tisch, »ist doch außer uns niemand da.« Wirt Ricco P. legt persönlich ‹Laila› von Bruno Majcherek auf den Plattenteller: »Küsse mich und quäle mich, nur eine Nacht erwähle mich…«
4. März 1981, 20:30 Uhr, Estorf, Gasthaus Keseberg: Heinz L. (31) kippt den halben Liter in handgestoppten drei Sekunden. »Weltrekord«, stellt Cord-Friedrich W. (28) anerkennend fest und ordert die nächste Runde.
5. März 1973, 19:50 Uhr, Hannover Kornstraße: »Schmalzstullen, Soleier und Bier«, doziert Raimund P. (19) an der Theke. »stärken Leib, Bewußtsein und Gemüt und geben uns Kraft für die Revolution. Hängt alles zusammen.«
6. März 1965, 19:30 Uhr, Landesbergen: »Mit Böxen ohne Bügelfalten to'n Danz? Dat geiht goar nich', min Jong!« Wilhelm V.(45) versteht die Zeit nicht mehr.
7. März 1958, 15:30 Uhr, Leeseringen: Brrr! Brrr!! Brrr!!! Albert L. (40) vermißt bei seinem neuen Trecker die Zügel.
8. März 1991, 14:30 Uhr, Uchte: Waschmaschine, Waschmaschine, warum reden die in einem fort von Waschmaschinen, fragt sich Lothar W. (41), als die Männer seines Sprachkurses in der letzten Pause vor der Tür zusammenstehen und palavern, weil heute Weltfrauentag ist?
9. März 2001, 18:30 Uhr, Nienburg/Weser: Nur einmal im Leben reich sein, sinniert Rainer K. (32), eine halbe Stunde würde reichen; aber die Annahmestelle hat schon geschlossen; wieder nix, wie immer.
10. März 1986, 12 Uhr, Leeseringen: Richard S. (36) folgt den Stiefelspuren auf der Betonstraße. Zwei, eine große und eine kleine führen hin, die kleine wieder zurück. Am Ende sitzt der alte J. auf einem Klappstuhl, eine Angel ohne Wurm in seinen Händen, und starrt in die Weser.
2. März 1964, 12 Uhr, Dreye: Weil seine Brotdose leer ist und er vergessen hat, sein Sparschwein zu plündern, beendet Jürgen U. (14) seinen Ausreißversuch nach vier Stunden auf dem Fahrrad und macht sich reumütig auf den Rückweg.
3. März 1970, 13 Uhr, Nienburg: »Das Lied, das verbotene Lied«, bettelt die Sechserrunde am großen Tisch, »ist doch außer uns niemand da.« Wirt Ricco P. legt persönlich ‹Laila› von Bruno Majcherek auf den Plattenteller: »Küsse mich und quäle mich, nur eine Nacht erwähle mich…«
4. März 1981, 20:30 Uhr, Estorf, Gasthaus Keseberg: Heinz L. (31) kippt den halben Liter in handgestoppten drei Sekunden. »Weltrekord«, stellt Cord-Friedrich W. (28) anerkennend fest und ordert die nächste Runde.
5. März 1973, 19:50 Uhr, Hannover Kornstraße: »Schmalzstullen, Soleier und Bier«, doziert Raimund P. (19) an der Theke. »stärken Leib, Bewußtsein und Gemüt und geben uns Kraft für die Revolution. Hängt alles zusammen.«
6. März 1965, 19:30 Uhr, Landesbergen: »Mit Böxen ohne Bügelfalten to'n Danz? Dat geiht goar nich', min Jong!« Wilhelm V.(45) versteht die Zeit nicht mehr.
7. März 1958, 15:30 Uhr, Leeseringen: Brrr! Brrr!! Brrr!!! Albert L. (40) vermißt bei seinem neuen Trecker die Zügel.
8. März 1991, 14:30 Uhr, Uchte: Waschmaschine, Waschmaschine, warum reden die in einem fort von Waschmaschinen, fragt sich Lothar W. (41), als die Männer seines Sprachkurses in der letzten Pause vor der Tür zusammenstehen und palavern, weil heute Weltfrauentag ist?
9. März 2001, 18:30 Uhr, Nienburg/Weser: Nur einmal im Leben reich sein, sinniert Rainer K. (32), eine halbe Stunde würde reichen; aber die Annahmestelle hat schon geschlossen; wieder nix, wie immer.
10. März 1986, 12 Uhr, Leeseringen: Richard S. (36) folgt den Stiefelspuren auf der Betonstraße. Zwei, eine große und eine kleine führen hin, die kleine wieder zurück. Am Ende sitzt der alte J. auf einem Klappstuhl, eine Angel ohne Wurm in seinen Händen, und starrt in die Weser.
Geschrieben von Peter 'Scharfrichter' Walther
um
17:35
Dienstag, 2. März 2021
Alltagsschnipsel # 61 - # 70
19. Februar 1956, 14:30 Uhr, Leeseringen: Der Melker Hans W. überquert mit seinen beiden Söhnen die Weser zu Fuß.
20. Februar 1964, 9:45 Uhr, Nienburg/Weser: Der Schüler Robert K. (14) gibt mit einem scharfen Revolver von innen durch die geschlossene Toilettentür drei Schüsse ab, die niemanden treffen. Als Vorsichtsmaßnahme läßt die Schulleitung alle Toilettentüren aushängen.
21. Februar 1961, 13 Uhr, Erichshagen: Studienrat Rudolph B. (40, Kriegsteilnehmer) droht mit Scheidung. Seine Ehefrau Lieselotte (34) hat das Gulasch Hawaii ohne Sahnehäubchen serviert.
22. Februar 1972, 11:30 Uhr, Kreuzberg: Der Sinologiestudent Rolf K. (21) wacht auf, wundert sich, daß die Revolution immer noch nicht ausgebrochen ist und dreht sich wieder um.
23. Februar 2016, 7:45 Uhr, Krebeck: Der Rentner Justus K. (68) rasiert sich mit einer abgebrochenen Ecke der Rasierklingenverpackung aus Hartplastik und beschließt, seine Entdeckung in einem Ratgeber für sparsames Leben unterzubringen.
24. Februar 1981, 23:30 Uhr, Estorf: Wäre schön, wenn sie hier das Bordell erlaubt hätten, denkt Hans S. (38), als er auf dem Nachhauseweg von der »Post« Licht hinter den Fenstern der alten Molkerei sieht, dann könnte ich mit dem angebrochenen Abend noch was anfangen.
25. Februar 1966, 21:20 Uhr, Estorf: Als kurz vor dem »Goldenen Schuß« der Fernseher nur noch Schnee zeigt, hämmert Karl E. (32) vergeblich mit der Faust auf den Apparat ein, übersieht aber zu deren Glück die feixenden Gestalten mit dem Kabelschneider draußen vor dem Fenster.
26. Februar 1961, 21:15 Uhr, Leeseringen: Was soll ich nur mal werden, überlegt Lothar W. (11), als er nach Dickie Dick Dickens im Bett liegt, Ingenieur, Millionär oder Gangster in Chicago, hat alles seine Vor- und Nachteile, kann sich nicht entscheiden und schläft darüber ein.
27. Februar 1979, 20:10 Uhr, Göttingen: »Für mich die 1, bitte, und ein Bier«, entscheidet sich die Studentin Sabine S. (23), als der Kea von Claus-Peter C. (30) zur Begrüßung »Liebe, Arbeit, Wissen« krächzt.
28. Februar 1982, 20:15 Uhr, Bücken: Elfriede (69) und Heinrich (72) M. wundern sich sehr über die Einrichtung und die gesalzenen Preise, als sie einmal etwas für ihre Gesundheit tun wollen, auf den Tatort verzichten und den neueröffneten Saunaclub besuchen.
20. Februar 1964, 9:45 Uhr, Nienburg/Weser: Der Schüler Robert K. (14) gibt mit einem scharfen Revolver von innen durch die geschlossene Toilettentür drei Schüsse ab, die niemanden treffen. Als Vorsichtsmaßnahme läßt die Schulleitung alle Toilettentüren aushängen.
21. Februar 1961, 13 Uhr, Erichshagen: Studienrat Rudolph B. (40, Kriegsteilnehmer) droht mit Scheidung. Seine Ehefrau Lieselotte (34) hat das Gulasch Hawaii ohne Sahnehäubchen serviert.
22. Februar 1972, 11:30 Uhr, Kreuzberg: Der Sinologiestudent Rolf K. (21) wacht auf, wundert sich, daß die Revolution immer noch nicht ausgebrochen ist und dreht sich wieder um.
23. Februar 2016, 7:45 Uhr, Krebeck: Der Rentner Justus K. (68) rasiert sich mit einer abgebrochenen Ecke der Rasierklingenverpackung aus Hartplastik und beschließt, seine Entdeckung in einem Ratgeber für sparsames Leben unterzubringen.
24. Februar 1981, 23:30 Uhr, Estorf: Wäre schön, wenn sie hier das Bordell erlaubt hätten, denkt Hans S. (38), als er auf dem Nachhauseweg von der »Post« Licht hinter den Fenstern der alten Molkerei sieht, dann könnte ich mit dem angebrochenen Abend noch was anfangen.
25. Februar 1966, 21:20 Uhr, Estorf: Als kurz vor dem »Goldenen Schuß« der Fernseher nur noch Schnee zeigt, hämmert Karl E. (32) vergeblich mit der Faust auf den Apparat ein, übersieht aber zu deren Glück die feixenden Gestalten mit dem Kabelschneider draußen vor dem Fenster.
26. Februar 1961, 21:15 Uhr, Leeseringen: Was soll ich nur mal werden, überlegt Lothar W. (11), als er nach Dickie Dick Dickens im Bett liegt, Ingenieur, Millionär oder Gangster in Chicago, hat alles seine Vor- und Nachteile, kann sich nicht entscheiden und schläft darüber ein.
27. Februar 1979, 20:10 Uhr, Göttingen: »Für mich die 1, bitte, und ein Bier«, entscheidet sich die Studentin Sabine S. (23), als der Kea von Claus-Peter C. (30) zur Begrüßung »Liebe, Arbeit, Wissen« krächzt.
28. Februar 1982, 20:15 Uhr, Bücken: Elfriede (69) und Heinrich (72) M. wundern sich sehr über die Einrichtung und die gesalzenen Preise, als sie einmal etwas für ihre Gesundheit tun wollen, auf den Tatort verzichten und den neueröffneten Saunaclub besuchen.
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