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Alltagsschnipsel # 101 - # 110

31. März 1974, 19 Uhr, Wunstorf: Gunnar S. (23) motzt gegen seine Clique, weil er beim Chinesen keine Currywurst kriegt: »Steckt euch euer Süß-Sauer sonst wo hin. Ostern ist für mich gelaufen.« 1. April 1974, 9 Uhr, Altwarmbüchen: Frühstückspause. Stefan T. (30) plaudert aus dem Nähkästchen: »War mal mit ner Spanierin verheiratet; immer so spät Abendessen, danach noch Bett, zu anstrengend; jetzt hab ich ne Freundin in der DDR, einmal im Jahr im Urlaub hin, das reicht.« 2. April 1980, 20:05 Uhr, Liebenau: »Und drin isser. Sag ich doch, Namen machen Tore. Wenn der Gerd nicht mehr dabei ist, tut sie der Hansi rein.« Detlef M. (42) öffnet die nächste Flasche Herforder, lehnt sich zurück und zündet seinen Stumpen wieder an. 3. April 1956, 8:55 Uhr, Leeseringen: Der Zwergschullehrer Berthold M. (58) zerschlägt seinen Rohrstock auf dem Rücken von Heiner B. (2. Klasse). 4. April 1998, 8:20 Uhr, Nienburg/Weser: Fart Man, ja, das wäre ein schönes Computerspiel, denkt Wolfram S. (34), als sich die anderen Gäste bei Paolo zu ihm umdrehen. 5. April 1978, 12:30 Uhr, Göttingen, Zentralmensa: Der Theologiestudent Lothar E. (25) hämmert wütend auf den Essensmarkenautomaten ein. Die Soziologiestudentin Almut G. (20) macht ihn auf das Schild aufmerksam: »Bei Störungen, den Kopf, nicht die Faust benutzen.« Das tut weh, hat jemand darüber gekritzelt. 6. April 1980, 18:30 Uhr, Neustadt am Rübenberge: »Kaffee ist Hetze und Kapitalismus, Tee dagegen innere Ruhe und Weisheit.« Arno S. (25) gießt den Flowery Orange Pekoe vorsichtig aus der Kanne in die irdenen Schälchen. »Das wußten schon Buddha, Jesus und Sun Bear, Alter.« 7. April 1973, 18:30 Uhr, Hannover-Herrenhausen: Während im Fernseher die Sportschau läuft und der Stammtisch die Niederlage von 96 diskutiert, unterhalten sich der dicke Wirt und der V-Mann, den hier alle nur Harry nennen, halblaut über Pferderouladen, meinen aber Schußwaffen. 8. April 1969, 10:35 Uhr, Nienburg, Albert-Schweitzer-Schule: Hier endet der demokratische Sektor der Bundesrepublik Deutschland. »Nehmt sofort das Schild da weg!« Hausmeister S. stürmt aus seiner Wohnung. »Oder ich sorge dafür, daß ihr hier nicht mehr rauchen dürft.« 9. April 1994, 23 Uhr, Kohlenweihe: Blaulicht im Rückspiegel. »Nicht schon wieder! Bestimmt zwei Promille.« Werner M. (48) gibt Gas, hält hinter der scharfen Rechtskurve an, springt aus dem Wagen, wirft den Schlüssel ins Gebüsch und ruft: »Hermann, Hermann, lauf doch nicht weg!«

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